Nicht versicherte Naturkatastrophen-Schäden: Gesetzgeber gefordert
(kunid) Sowohl bei der Information als auch bei der Eigenvorsorge gibt es Aufholpotenzial, dazu kommt, dass nur ein geringer Teil der Schäden durch Versicherungen gedeckt ist. Der VVO fordert deshalb eine Koppelung der Katastrophenrisiken an die Feuerversicherung.
Eine erste Bilanz über durch Naturkatastrophen verursachte Schäden im vergangenen Jahr zog Rémi Vrignaud, Präsident des österreichischen Versicherungsverbands VVO, bei einer Pressekonferenz in der Zentrale der Geosphere Austria auf der Wiener Hohen Warte.
Naturkatastrophen sind nun kein Sommerphänomen mehr, so gibt es beispielsweise Überschwemmungen mittlerweile auch im Dezember. Dazu kommt, dass es in Österreich eine große Mischung an Naturgefahren gibt und das gesamte Land betroffen ist.
2023 rechnet der VVO wieder mit „einer guten Milliarde Euro Aufwand“, nachdem die Schadenshöhe bereits in den letzten drei Jahren durchschnittlich 1,2 Milliarden Euro betragen hatte.
Fast jede Gemeinde in Österreich betroffen
Andreas Schaffhauser, wissenschaftlicher Generaldirektor der Geosphere Austria, verwies darauf, dass sich 2023 der Trend einer Zunahme extremer Wetterereignisse fortgesetzt hat: „Durch Naturgefahren hervorgerufene Schäden werden häufiger.“
So hat es im Vorjahr 12.478 Warnungen der zwei höchsten Warnstufen vor Sturm, Starkregen oder Starkschneefall sowie 18.399 solche Warnungen vor heftigen Gewitterzellen für eine Gemeinde in Österreich gegeben; fast jede österreichische Gemeinde war damit von einer Wetterwarnung betroffen.
Derzeit entsteht in Zusammenarbeit von Geosphere, KFV und VVO erstmals eine einheitliche nationale Schaden- und Ereignisdatenbank für Österreich.
Österreicher wenig vorbereitet
Eine gezielte Vorbereitung und die rechtzeitige Bereitstellung von Warnungen ist essenziell für die Bewältigung von Naturkatastrophen. Allerdings sind Katastrophen in Österreich oft erst dann ein Thema, wenn sie eingetreten sind, warnt KFV-Direktor Christian Schimanofsky.
Zwar haben viele Menschen hierzulande Sorgen vor unterschiedlichen Naturkatastrophen und auch deren Zunahme durch den Klimawandel. Bei der Eigenvorsorge gibt es aber in Österreich deutliches Verbesserungspotenzial.
Prävention setzt aktives Handeln voraus, viele Menschen verlassen sich aber auf den Staat und die Behörden. Insbesondere in Wien, Niederösterreich und der Steiermark ist der Informationsgrad in puncto Naturgefahren niedrig.
Schäden meist nicht versichert
Global betrugen die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 223 Milliarden US-Dollar pro Jahr; davon seien nur 89 Milliarden versichert gewesen, so Vrignaud.
Deutlich niedriger waren die Quoten zuletzt bei Naturkatastrophen in der Umgebung Österreichs. So waren von den rund zehn Milliarden US-Dollar Schäden durch Stürme und Schäden in Österreich, Italien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien im Mai 2023 nur 11 % durch Versicherungen gedeckt.
Die Überschwemmungen in Österreich, Slowenien, Kroatien und Deutschland im August des Vorjahres verursachten Schäden in Höhe von 5,2 Milliarden US-Dollar, durch Versicherungen gedeckt waren aber nur 0,5 Milliarden.
Und für 2024 erwartet die Versicherungswirtschaft „angesichts der immer deutlicheren Auswirkungen des Klimawandels“ weitere Rekordschadenszahlen.
Gesetzesänderung gefordert
Während in Österreich für die Naturgefahren Hagel und Sturm nahezu Volldeckung und damit ein sehr guter Versicherungsschutz existiert, besteht für Starkregen, Hochwasser, Vermurungen und Erdbeben eine Unterversicherung, so VVO-Generalsekretär Christian Eltner.
Seit den Hochwässern des Jahres 2002 appelliert der VVO an den Gesetzgeber, eine Naturgefahrenversicherung zu etablieren. Die Notwendigkeit dafür sei heute größer denn je, die Schäden werden mehr und es handle sich um eine österreichweite Bedrohung.